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Lot 3062* - A206 Gemälde Alter Meister - Freitag, 22. September 2023, 14.00 Uhr

JOSEPH WERNER

(1637 Bern 1710)
Apollo und die kumäische Sibylle.
Öl auf Kupfer.
18,5 × 13,4 cm.


Provenienz:
Schweizer Privatsammlung.

Literatur:
Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Formschneider, Lithographen, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter, etc., München 1851, Bd. 21, S. 307 ("Eine Folge von 12 Darstellungen aus Ovid's Verwandlungen von Werner in Rom gemalt, und von F. Ertinger radirt").

Das uns vorliegende Gemälde ist Teil eines von Joseph Werner auf Kupfer gemaltem Zyklus mit Motiven aus den Metamorphosen von Ovid. Der Zyklus erlangte durch die zehnteilige Stichreihe von Franz Ertinger (um 1640–1710) aus dem Jahre 1662 Bekanntheit (siehe Charles le Blanc: Manuel de l'amateur d'estampes, Tome 2, Paris 1853, S. 202 und Jürgen Glaesemer: Joseph Werner (1637–1710), Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich / München 1974, S. 218f; dort ist unsere Komposition fälschlicherweise als Orpheus und Eurydike bezeichnet).

Joseph Werner hatte die Miniaturen auf Kupfer während seines Aufenthalts in Rom geschaffen, wo er sich im Alter von 25 Jahren bereits herausragende Fähigkeiten durch das Studium bedeutender Maler wie Guido Reni (1575–1642), Caravaggio (1571–1610), Domenichino (1581–1641) und Carracci (1560–1609) angeeignet hatte. Diese stilistischen Ähnlichkeiten lassen sich auch in der hier vorliegenden Miniatur wiedererkennen. Der starke Einfluss des Malers Nicolas Poussin (1594–1665), der ebenfalls von 1624 bis zu seinem Tod 1665 in Rom ansässig war, zeigen die stilistischen und kompositorischen Ähnlichkeiten zwischen den Werken beider Maler. Ob es sich bei dem Zyklus um einen Auftrag gehandelt hat und wer allenfalls der Auftraggeber war, bleibt weiterhin unklar. Kurz darauf wurde Joseph Werner jedoch an den Hof von König Ludwig XIV. als Miniaturmaler von mythologischen Motiven berufen.

Jürgen Glaesemer hatte in seinem 1974 erschienenen Werkverzeichnis die gemalte Reihe der Miniaturen von Ovids Metamorphosen noch nicht gekannt, weshalb lange das berühmte Selbstbildnis des Künstlers vor einer Staffelei (heute im Victoria and Albert Museum ausgestellt, Inv.-Nr. P.168-1931) als einziger Beweis für Werners Aufenthalt in Rom angesehen wurde. Unterdessen ist eine weitere Miniatur des Zyklus, den Pygmalion zeigend, bekannt (Ovid, Metamorphosen, X. 243-298) und wurde 2010 bei Sotheby’s angeboten (New York, 28.1.2010, Los 281/A).

Unser Motiv der kumäischen Sibylle und Apollo erzählt den Mythos einer ewig lebenden Greisin. Die kumäische Sibylle mit Namen Amaltheia hatte sich dem Gott Apollo verweigert, der ihr jedoch einen Wunsch gewähren wollte. Als sie sich so viele Lebensjahre wie es Staubkörner in einem Häufchen Sand wünschte, vergass sie, dazu auch ihre ewige Jugend von Apollo einzufordern. Dieser, den Fehler wohl bemerkend, versicherte ihr auch diesem Wunsch nachzukommen, wenn sie ihm nur ergeben wäre. Da sich Amaltheia jedoch weiterhin weigerte, gewährte ihr der Gott lediglich den ersten Wunsch, worauf sie als verhutzelte Greisin in die Jahrhunderte geschickt wurde. Auf unserem Gemälde steht die Sibylle vor Apollo und hält ihm ihre offene Hand hin, die Sandkörner enthält.

CHF 30 000 / 50 000 | (€ 30 930 / 51 550)

Verkauft für CHF 42 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr